DER DORFANGER TEGEL
- ein Ort mit 700-jähriger
Geschichte und mehr
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Doch vor sieben Jahrhunderten begann die Geschichte des Dorfangers, der sich noch heute an derselben Stelle befindet.
Urkundlich wird erstmals im Jahr 1322 der Name Tegel erwähnt, beziehungsweise das „Kirchdorf Tygel“. Das
1724 wurde die Kirche abermals als Fachwerkgebäude gebaut, die jedoch bald baufällig war. So wurde 1756 ein massiver Kirchenbau mit einem Turm errichtet.
Damals hatte Tegel rund 150 Einwohner. Keine 20 Jahre später war die Einwohnerzahl auf 600 angestiegen – und die Kirche wurde vergrößert.
Die erste Schule befand sich auf dem heutigen Grundstück Alt-Tegel 37: Küster und Schulhalter Hans Wilcke hielt von 1721 an in dem kleinen Gemeindefachwerkhaus in seiner einzigen Stube den Unterricht ab. 1756 wurden 30 Kinder unterrichtet, viele mussten in dem kleinen Raum im Stehen lernen. Die heutige evangelische Kirche steht seit 1912 auf dem Dorfanger.
Napoleons Truppen zerstörten Anfang des 19. Jahrhunderts etwa die Hälfte des Dorfes Tegel – auch die Dorfschule. Ein Dorfbrand durch ein Gewitter zerstörte am 4. Mai 1835 sechs Gehöfte am Dorfanger, vor allem die Häuser parallel zum See. Sie wurden dann als massive Steinhäuser wieder aufgebaut.
Der Beginn der Industrialisierung bescherte Tegel durch den Bau des Egellschen Eisenhammers und den Erweiterungen mit Eisengießerei und Kesselschmiede ein extremes Bevölkerungswachstum auf mehr als 400 Einwohner. So beschloss die Gemeinde Tegel 1863 den Bau eines größeren Schulhauses. Das Gebäude mit den roten Ziegelsteinen auf dem Grundstück Alt-Tegel 35 steht noch heute und hatte zwei Klassenräume für bis zu 80 Kinder und zwei Wohnungen für den Lehrer und Hilfslehrer.
Tegel wurde 1874 eine autonome Gemeinde und zählte bereits 1.267 Einwohner. Amstvorsteher war zu dieser Zeit Ludwig Brunow. Auch die Anzahl der Schüler stieg
– 1885 auf 180 und 1889 sogar auf 270.
Die Teile der Dorfaue rings um die alte Dorfkirche wurden schon vor 1900 gärtnerisch gestaltet. Zu diesem Zeitpunkt hatte man bereits einen Großteil der Gräber des Kirchhofs beseitigt und 1897 das Kaiser-Wilhelm-Denkmal aufgestellt. Die westlich der Kirche angepflanzte Eiche – wohl eine „Kaiser-Eiche“ zum Andenken an den Krieg von 1870-1871 – steht noch heute dort.
Heute ist der Dorfanger, neben der Fußgängerzone Gorkistraße mit seinem Shopping-Angebot Tegel Quartier samt Markthalle und der belebten Berliner Straße bis zu den Hallen am Borsigturm, noch immer ein Mittelpunkt von Tegel. Vor allem bei schönem Wetter zieht es Spaziergänger durch die Straße Alt-Tegel vorbei am Dorfanger zur Greenwichpromenade an den See. Blickfang ist natürlich immer noch die Dorfkirche, die 1912 nach Entwürfen des Kaiserlichen Baurats Jürgen Kroeger erbaut wurde.
Wort entstammt wohl einem slawischen Wurzelwort, das „Anhängsel“ bedeutet. Und genau damit ist der Tegeler See gemeint. Er ist ein Anhängsel der Havel und das Dorf entsprechend benannt. Hier am „Anhängsel“ ließen sich die Menschen nieder und bauten Häuser.
Damals bestand das Dorf aus einer Dorfaue mit umliegenden Grundstücken von 290 Metern Länge und einer Kirche in der Mitte. An dieser Stelle könnte zuvor auch ein slawisches Dorf existiert haben, aber das ist nicht sicher belegt. Was aber gewiss ist: Die ersten Tegeler und ihre Nachfahren sprachen plattdeutsch.
1361 war Tegel im Besitz des Cöllner Bürgers Johann Wolf, doch er veräußerte es an das Benediktinerinnenkloster in Spandau. Erst im 16. Jahrhundert wurde das Kloster infolge der Reformation aufgelöst, und Tegel wurde unter die Verwaltung des Amtes Spandau gestellt.
Die Dorfkirche, das Herz Tegels, war anfangs lediglich ein Fachwerkgebäude. Der Dalldorfer Pfarrer Schlüter schrieb über sie: „Die Kirche ist sehr gering, klein und aus Holz erbaut mit einer schlechten Lehmwand, hat zwar zwo Glocken...“